
21. Oktober 2020: Hausärztliche Versorgung sicherstellen, Medibus erhalten

Ärztliche Versorgung ist Grundrecht – auch im ländlichen Raum
NENTERSHAUSEN/ Die Sicherstellung der vertragsärztlichen Versorgung durch die Kassenärztliche Vereinigung Hessen nach § 75 Sozialgesetzbuch V ist immer weiter rückläufig. Für die Städte und Gemeinden, die keine ausreichende hausärztliche Versorgung mehr haben, wurde deshalb im Juli 2018 in einem Pilotprojekt der Kassenärztlichen Vereinigung Hessen (KV) und der Deutsche Bahn (DB) Regio der Medibus realisiert. Dieser fährt seither die Stadt Sontra, die Gemeinden Herleshausen und Weißenborn (Werra-Meißner-Kreis) sowie Nentershausen und Cornberg (Kreis Hersfeld-Rotenburg) regelmäßig an und wird gut von der Bevölkerung angenommen.
Bei dem vor Ort Termin in Nentershausen informierte die Landtagsabgeordnete Karina Fissmann, SPD, die anwesenden Bürgerinnen und Bürger sowie die Bürgermeister Ralf Hilmes (Nentershausen), Thomas Mäurer (Weißenborn), Alfred Knoch (1. Beigeordneter Cornberg) und Herbert Heisterkamp vom VdK über einen Antrag zur Sicherung der ärztlichen Versorgung im ländlichen Raum, den sie gemeinsam mit der SPD-Landtagsfraktion im Hessischen Landtag einbringen und der im Sozialausschuss beraten werden soll.
„Die Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse in Stadt und Land ist verfassungsrechtlicher Auftrag der Landesregierung. Dazu gehört es auch, die hausärztliche Versorgung flächendeckend sicherzustellen. Deshalb muss der Medibus erhalten bleiben. Wir werden deshalb als SPD-Fraktion im Hessischen Landtag einen Antrag einbringen, der genau dies fordert,“ so Karina Fissmann in ihrer Einführung.
Alfred Knoch, 1. Beigeordneter in Cornberg ergänzt: „Seit 2016 gibt es in Cornberg keinen Hausarzt mehr. Und wenn der ärztliche Bereitschaftsdienst angefordert wird, ist es keine Seltenheit, dass Patienten 4 – 5 Stunden warten müssen, ehe ein Arzt bei ihnen ist. Dieser Zustand muss beendet werden.“

Das Problem der fehlenden Hausärzte sei aufgrund der Altersstruktur der Ärzte schon vor vielen Jahren absehbar gewesen, man hätte allerdings von Seiten der KV und der Landesregierung versäumt rechtzeitig gegenzusteuern. Deshalb unterstütze er die Forderung nach Erhalt des Medibusses, erläutert Herbert Heisterkamp, für den VdK.
Und Thomas Mäurer, Bürgermeister von Weißenborn, ergänzt: „Es ist Aufgabe des Landes und der Kassenärztlichen Vereinigung die Versorgung unserer Bürgerinnen und Bürger mit Ärzten sicherzustellen. Damit ist auch die Finanzierung beim Land bzw. der KV anzusiedeln, nicht bei den Städten und Gemeinden. Wir sind hier interkommunal bereits vielfältig tätig, obwohl dies nicht unsere Aufgabe ist. Deshalb müssen auch die KV und die Landesregierung ihren Beitrag leisten.“
Die Landesregierung solle deshalb in Gesprächen mit der KV Hessen, den Kreisen Hersfeld-Rotenburg und Werra-Meißner sowie den kreisangehörigen Kommunen ein gemeinsames Konzept erarbeiten, dass die hausärztliche Versorgung in allen betroffenen Kommunen langfristig gewährleiste und den Medibus erhalte.
Ralf Hilmes, Bürgermeister von Nentershausen, unterstreicht die Forderung aller Anwesenden abschließend: “Der Medibus hat im Juli 2018 seinen Betreib aufgenommen, weil eine erhebliche ärztliche Versorgungslücke bestanden hat. Diese Lücke ist nicht verschwunden, sondern besteht immer noch. Deshalb muss der Medibus erhalten bleiben!“