7. Januar 2023: Russland und die Ukraine im Krieg
Ungewohnt früh im Jahr hatte der SPD-Bezirk Hessen-Nord mit Sitz in Kassel zu einem Seminar über Hintergründe und Folgen des russischen Kriegs gegen die Ukraine ins Kulturzentrum E-Werk Eschwege eingeladen. Der Grund: der Referent Marcel Röthig ist Leiter des Regionalbüros der Friedrich-Ebert-Stiftung für den Südkaukasus in Tiflis (Georgien), und arbeitete von 2016 bis in den Herbst 2022 als Repräsentant der Stiftung in der Ukraine. Der Dreikönigstag war die letzte Möglichkeit für ihn, auch einmal in seiner Heimat zu berichten, er kommt aus Herleshausen und hat die Weihnachtstage dort verbracht.
Aus vier nordhessischen Landkreisen waren Interessierte angereist, um diese Gelegenheit eines sachkundigen Berichts aus dem Kriegsgebiet zu nutzen. Die bittere Erkenntnis ist, dass in Folge des russischen Überfalls auf die Ukraine im Februar des letzten Jahres viele Tausend Menschen umgekommen sind und das Sterben weitergehen wird. Röthig machte deutlich, dass der Krieg bereits 2014 auf der Krim und im Donbass begann und skizzierte den Kriegsverlauf nicht nur mit großer Sachkunde, sondern auch mit tiefer Empathie, die aus vielen Jahren in der Ukraine und enger persönlicher Bindung erwuchs.
Unter den Gästen waren auch zwei Aktive des Vereins ESCHWEGE HILFT! e. V. Karl Montag konnte von vielfältigen Unterstützungsaktionen für die Ukraine und für Flüchtlinge von dort berichten. In der anschließenden Fragerunde wurde auch die demokratische Entwicklung und der Kampf gegen die Korruption in der Ukraine thematisiert, in welchem das Land seit 2014 in der Folge des Euro-Maidan große Vortschritte gemacht hat, auch wenn noch ein langer Weg vor der Ukraine liege.
Nach den russischen Kriegszielen gefragt, erläuterte Röthig insbesondere die imperialen Bestrebungen Putins, weswegen Friedensverhandlungen wohl erst realistisch würden, sobald dieser von seinen Maximalforderungen abrücke. Diesen stehen die ungebrochene Moral und Entschlossenheit des ukrainischen Volkes gegenüber. Der Krieg habe letztlich das Nation Building der Ukraine abgeschlossen, welches infolge des russischen Vernichtungskrieges umso mehr unrevidierbar geworden ist. Die Teilnehmenden waren sich einig darin, dass die Ukraine weiterhin humanitär und militärisch, aber auch administrativ in ihrem weiteren Reformweg unterstützt werden muss. Ob Putin einsehen wird, dass er den Krieg letztlich trotz Aufbringung zahlloser Opfer nicht gewinnen kann, oder von den ihn noch tragenden Eliten irgendwann ausgebremst wird, könne man derzeit noch nicht wirklich vorhersagen – möglich sei beides. Faktisch hat er die Resilienz der Ukraine und die Geschlossenheit und Solidarität des Westens unterschätzt.